Ein heißer Kampf gegen Ungeziefer
Den Betreibern der Seemühle in Unterweissach liegt Hygiene besonders am Herzen. Deshalb haben sie zum wiederholten Mal eine Firma engagiert, um das Innere der Mühle auf über 50 Grad Celsius zu erwärmen – eine nachhaltige Methode, um Schädlinge loszuwerden.
Von Anja LA Roche
Die Wärme ermöglicht es, ohne Giftstoffe die Käfer loszuwerden
Vielmehr handelt es sich bei der Wärmebehandlung um ein freiwilliges Engagement für mehr Sauberkeit. Außerdem kann so auf Pestizide verzichtet werden. Die warme Luft breitet sich im gesamten Gebäude aus, sodass auch die kleinsten Spalten, die bei der täglichen Reinigung nicht erreicht werden, von den Insekten befreit werden können. Die Erwärmung versetzt die Schädlinge dabei in Stress. Sie verlassen ihre Verstecke, um kühlere Orte zu suchen. So lassen sie sich hinterher problemlos entfernen. Auf die Methode der Wärmebehandlung greift Familie Thiel nun zum vierten Mal zurück, die letzte haben sie 2020 durchführen lassen. „Das machen wir nach eigenem Ermessen, wenn wir da wieder Käfer sehen“, erklärt Andreas Thiel und sein Vater ergänzt: Die Schädlingsprävention sei inzwischen häufiger notwendig als früher. „Wir haben keine richtigen Winter mehr, da vermehren die sich schneller.“ Der Aufwand, den die Unterweissacher dafür betreiben, ist enorm groß: Eine Woche bevor die diesmal beauftragte Firma Termico mit den Öfen angereist kam, waren sie damit beschäftigt, die Mühle leer zu räumen und zu säubern. Wichtig ist auch, dass die Mehlsäcke woanders gelagert werden, denn die Eiweiße im Mehl gerinnen ab 40 Grad Celsius, sodass es hinterher nicht mehr backfähig wäre.
Manfred Thiel behandelt seine Mühle gerade mit Heißluft, die aus den grünen Geräten strömt. Foto: Alexander Becher
Von Samstag um 10 Uhr bis voraussichtlich Dienstag werden die Öfen weiter heizen. „Andere Mühlen sagen, wir lassen das, das ist uns zu viel Geschäft“, sagt Manfred Thiel. Markus Neubert von Termico betreut die Maßnahme über die Tage hinweg. „Ich bin die ganze Zeit da und beobachte, wo ist noch Leben, wo müssen wir noch mehr Augenmerk drauf legen“, erklärt er. Er stellt die 14 Maschinen so ein, dass sie die Mühle überall ausreichend erwärmen. Dabei laufen nur sechs der 14 Geräte auf Volllast, weil in der Seemühle nur eine Stromstärke von bis zu 200 Ampere zur Verfügung steht. „Wenn wir alle 14 Geräte laufen lassen könnten, wären wir in der Hälfte der Zeit fertig“, sagt Neubert.
Der hohe Stromverbrauch würde einige Betreiber von Mühlen und Bäckereien von der Wärmebehandlung abschrecken, vor allem seitdem die Energiekosten gestiegen sind. Aber ansonsten sei sie eine durchaus verbreitete Methode, gerade auch in großen Industriebetrieben, erzählt Neubert. Auch private Kunden können auf diesem Weg Ungeziefer loswerden. Manfred Thiel berichtet beispielsweise von einem seiner Kunden, der in der Zeitung von der thermischen Schädlingsbekämpfung gelesen hatte, und sie daraufhin an seinem neu erworbenen, alten Holzhaus anwenden ließ. Doch so überzeugt Thiel von der nachhaltigen Methode ist, so froh ist er auch, wenn die Maßnahme abgeschlossen ist. Zum einen, weil sie mit viel Arbeit verbunden ist. Und zum anderen, weil er die Sorge hat, dass die Wärme irgendwann doch einmal den Maschinen in der Mühle schaden könnte oder sich das Holz wegen ihr verzieht.
Quelle Text: BKZ vom 29.04.2024